Der Jahreszeit der Jahre angemessen



Lied vom neuen Menschen und von der neuen Zeit

Der Mensch hat von dem alten,
schreibt meine Zeitung, wie ein Kleid
die alte Lebensart behalten,
und das verfälscht die neue Zeit.

Ich fühle mich sehr tief beleidigt,
und meine Antwort geb ich kalt:
Die Zeit, die man als neu verteidigt,
ist über hundert Jahre alt.

Nur das ist neu: die neuen Rechte
sind abgefaßt für neue Herrn,
und ihnen dienen neue Knechte,
ich gebe zu, mitunter gern.

Das übrige ist alter Jammer,
der heute noch zum Himmel schreit,
nur sind die Plaste-Zügel strammer
als mancher Hanfstrick seinerzeit.

Nun ja, die Stadt ist spruchbebändert,
und rote Fahnen sind gehißt,
es hat sich aber nichts geändert,
wenn man mit alten Träumen mißt.

Die alten Träume übertreiben,
sie stellen alles einfach dar,
jedoch: solange sie uns bleiben,
bleibt jeder Tag veränderbar.

1979

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