Spätes Frühgemüse


Lied vom weltanschaulichen Schiefliegen

  Ich nehme mich wichtig,
     da hör ich Geschrei,
     daß solches nicht richtig,
     nicht staatsvölkisch sei.
Die privaten Interessen
stellt der neue Mensch zurück
und beschränkt sich, und stattdessen
mehrt er das Gemeinschaftsglück.
     Ein Mensch ist gar nichts weiter,
     er braucht sein Kollektiv.
     Wer denkt, er wär gescheiter,
     liegt weltanschaulich schief.
 
     Ich find kein Vergnügen
     in meinem Betrieb.
     Die Glücksmacher rügen
     mein Unmutsprinzip.
Die erhöhten Planaufgaben
fordern, daß man fröhlich schafft.
Klagelieder untergraben
Disziplin und Leistungskraft.
     Der neue Mensch ist heiter
     und damit produktiv.
     Wer denkt, er wär gescheiter,
     liegt weltanschaulich schief.
 
     Ich habe drei Fragen
     an ‹unsere› Zeit.
     Die Fachleute sagen,
     das ginge zu weit.
Jeder soll die Arbeit machen,
die er kann und die er kennt,
weiß man doch: in allen Sachen
ist ein Mensch nicht kompetent.
     Auch hat man seinen Leiter,
     und dem vertraut man tief.
     Wer denkt, er wär gescheiter,
     liegt weltanschaulich schief.

1973

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