Lob des Unkrauts


Am Anfang und am Ende gesehn

Man hat die Welt am Anfang grob erkannt,
am Ende sieht man sie genauer:
Es hat im Höchstfall der Entwurf Bestand,
das Wirkliche ist nicht von Dauer.

Am Anfang ist zudem ein solches Licht,
daß uns gewisse Stücke blenden.
Am Anfang sehen wir die Dinge nicht,
wir sehn nur, wie die Dinge enden.


Am Ende

Am Ende kommt alles an seinen Platz,
am Ende wird alles erfüllt,
vom Kirschbaum fliegt der gesättigte Spatz,
die Blöße wird wieder verhüllt.

Gegessen wird das geschnittene Brot,
getrunken das Glas voller Wein,
am Ufer befestigt der Fischer das Boot,
es fällt der geworfene Stein.

Am Ende hat jeder sein Liedchen gelernt,
auch wenns ihn zunächst nicht entzückt.
Am Anfang ist manches vom Platz entfernt,
am Ende wirds gradegerückt.


Vor dem Publikum

Mancher Klang stellt ganz zufrieden,
mancher Ton empört.
Die Gesänge sind verschieden,
die man heute hört.

Gründe, Lieder anzustimmen,
heißen Glück und Leid.
Alle Lieder, auch die schlimmen,
haben ihre Zeit.

Wohlgefühle wie Beschwerden
gehen schnell vorbei.
Ach, von Dauer ist auf Erden
keine Melodei.

Geht mit meinen schrillen Tönen
milde ins Gericht,
ich bin fähig auch zu schönen
(heute bloß noch nicht).


Musik, Gitarre und Gesang: Frank Hüller


Biografische Daten
Autobiografische Notizen
Bibliografie
Fragen an den Autor
Gedichte
Vertonungen